Rechthaberei allerorts – Verstehen lernen hilft

Rechthaberei allerorts – Verstehen lernen hilft

Diese Woche war geprägt von nervenaufreibenden Diskussionen zum Thema “wer hat recht”. Passenderweise bin ich diese Woche hierzu über zwei Perlen zum Thema “Verstehen” während Recherchen zu einem Projekt gestolpert. Zum einen über den grandiosen Vortrag von Prof. Dr. Rolf Arnold mit dem Thema “Wie man führt, ohne zu dominieren – Wie man lehrt, ohne zu belehren”, zum Anderen über das neue Projekt von David Gray Liminal Thinking. Für mich waren beide Quellen hilfreich und Ansporn für diesen Blogeintrag. [pullquote]Das es so mir so scheint, heißt nicht, daß es so ist! L.Wittgenstein[/pullquote]

 

Der Elefant und die blinden Männer

Der Elefant und die blinden Männer ist eine wunderbare Metapher, die den Ursprung der Rechthaberei ganz wunderbar beschreibt. Keiner der Beteiligten erkennt den Elefanten, sprich das Ganze, sondern fokussiert sich auf sein Offensichtliches – seine Welt. Gemäß dem Modell von David Gray, welches ich nachfolgend kurz skizziert habe, beruht dieser Umstand auf individuellen Erfahrungen, die jeder Einzelne in seinem Leben gemacht hat. Basierend auf diesen Erfahrungen entwickeln wir Bedürfnisse, die mit Hilfe von Annahmen und Beurteilungen zu einer eigenen Vorstellung der Realität – seinem individuell Offensichtlichen – führen. Anders formuliert und in Anlehnung an Gerald Hüther sehen wir die Welt so, wie wir sie aushalten können.

 

 

liminal thinking

 

Um diese Vorstellungen zu verdichten und zu verifizieren suchen wir dann Personen, die diese Ansichten teilen, und schaffen somit einen selbst-beschränkten Logikbereich der gemeinsamen Vorstellungen. Treffen nun (rot skizziert) neue Ideen, andere Ansichten oder divergierende Meinungen auf unseren Bereich prallen diese ab, wenn sie in einem ersten Schritt nicht für uns stimmig sind und im zweiten Schritt nicht von uns validiert werden können. Was also tun?

Um Verständnis für andere Personen zu erlangen, müssen wir unseren Kreis verlassen und experimentieren. Experimentieren bedeutet, dass wir uns auf andere Kreise einlassen, und versuchen deren Erfahrungen und Bedürfnisse zu erkennen. Letztendlich es uns so gelingen, unsere eigene Pyramide zu verbreitern und unseren Kreis zu vergrößern zu.

Prof. Arnold beschreibt dies im Kontext von Führung: Damit ich Führungsakzeptanz erlange, muss ich als Führungskraft zwar vorangehen, aber auch immer wieder reflektieren, ob ich mich nicht auf einem Holzweg befinde. Er beschreibt seine Vorgehensweise in seinem Vortrag folgendermaßen: Vier Schritte vorwärts und anschließend zwei zurück und sich dabei des Zitats von Ludwig Wittgenstein “Das es so mir so scheint, heißt nicht, daß es so ist” vor Augen führen.

Mir haben diese Bilder sehr geholfen, denn ehrlich gesagt kann ich mich von der Rechthaberei nicht frei sprechen und ärgere mich jedes Mal wieder selbst, wenn ich bemerke, dass ich wieder in den Modus verfallen bin. Des Weiteren ist mir bewusst geworden, wie unglaublich kräftezehrend Diskussionen rund um diese vermeintlichen Wahrheiten sind. Nicht umsonst sagte Fritz B. Simon: “Mit diesem Streit um die Wirklichkeit beginnen Kriege.”

In diesem Sinne, denkt bei der nächsten hitzigen Diskussion an diesen Blogartikel 🙂

viele Grüße,

Christian

—-

p.s: ein Nachtrag zum Thema Vorstellungspyramide – je geringer die Erfahrungen und somit auch das Wissen, desto enger die Pyramide und der Kreis der Vorstellungen. Je kleiner der Kreis desto höher das Maß an Sicherheit und für die Personen darin und desto weniger stark ausgeprägt ist der Wille den Kreis zu verlassen, bzw. zu experimentieren. Ich habe dieses Modell mal auf das Flüchtlingsthema angewendet. Ratet mal, auf was für eine pyramidale Form ich bei der AfD gekommen bin…

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