Design Thinking – Die bildhafte Erklärung
Die Alltagssituation: Aus dem Druck heraus, nachbildbare Arbeitsabläufe zu schaffen, berauben wir uns unserer Flexibilität. „Clean“ gehaltene Arbeitsumgebungen ermöglichen uns die Konzentration auf unser Alltagsgeschäft. Die Maximierung der Effizienz erlaubt uns, den Kopf über dem Wasser des internationalen Wettbewerbs zu halten.
Gleichzeitig berauben wir uns einer heute wesentlichen Eigenschaft: der Kreativität.
In einer stark kundenorientierten Umgebung werden immer neue innovative Ideen, Produkte und Dienstleistungen verlangt.
Den Schritt voraus zu sein, der unsere Unternehmungen in den Mittelpunkt der Kunden und / oder Medienwelt rückt, wird ein immer schwierigeres Unterfangen.
Design Thinking schließt die Lücke zwischen klarer Prozesswelt und Kreativität. Die Methode erlaubt es, in einer kreativ-flexiblen Umgebung nutzerorientiert an einer Aufgabe zu arbeiten. In Multidisziplinären Teams diskutieren und bearbeiten wir gemeinsam diverse Lösungsideen. Geleitet durch einzelne Prozessschritte treiben wir anhand Prototypen deren Entwicklung voran.
Aber was bedeutet Visual Thinking in diesem Kontext? Ganz einfach: Wesentliche visuelle Inhalte finden sich in Prozess und Raum wieder (Siehe Beispiel unten). Wir versuchen, das zugrunde liegende Problem oder die Vision (die Aufgabenstellung) zu verstehen. Wie? Anhand visueller Methoden. Metaplanwände, Fotos, Prototypen… sichtbar und greifbar. Ist es noch “Design” oder schon “Visuell”? Aber darum geht es in diesem Beitrag nicht 🙂 Nach einigen Gesprächen und Nachfragen haben wir uns entschlossen, die Methode hier vorzustellen und in das richtige Licht zu rücken.
Was ist Design Thinking?
Design Thinking (DT) ist ein kreativer Prozess, mit dessen Hilfe Problemstellungen oder Visionen erarbeitet werden. Neben der reinen Prozesssicht spielt die notwendige Haltung des multidisziplinären Teams zum Prozess eine wichtige Rolle. Denn: Design Thinking (DT) ist ein stark kollaborativer Prozess, der sich absolut an die Nutzer der zu erzielenden Lösung orientiert. Unterschiedlich besetzte Teams ermöglichen einen kreativen Schaffensprozess, der weit über die jeweiligen Fachgrenzen hinausgeht. Das „Wir“ steht, neben dem gemeinsamen Erschaffen, im Vordergrund.
DT setzt sich aus drei Prozesseinheiten zusammen:
- „Understand“ – Verständnis der Vision / des Problems
- „Create“ – Sammeln und Bewerten von Ideen zur weiteren Bearbeitung
- „Deliver“ – Lieferung und Test von Prototypen bis zur Akzeptanz durch die Zielgruppe
Neben den Prozessgruppen und dem „Mindset“ (wird auch mit „People“ bezeichnet) spielt der Ort der Bearbeitung („Place“) eine wichtige Rolle.
Als Ort / Raum dient ein flexibel nutzbarer Arbeitsplatz für das DT-Team. Typischerweise sind dort alle Einrichtungsgegenstände beweglich. So, dass sich das Team individuell auf die Aufgabenstellung einrichten kann. Flipboards, Metaplanwände oder auch ausgefallenere Kreativunterstützer, wie z.B.: Lego und Knetmasse werden gerne eingesetzt. Aber auch Bastelpapiere, Holzbau-Elemente oder ähnliche handwerkliche Materialien kommen in solchen Räumlichkeiten zum Einsatz.
Jede freie Fläche wird zur Bearbeitung der Aufgabenstellung genutzt. Frei nach der Ansicht: „Umso ‚verrückter’ die Arbeitsmittel, desto kreativer das Team.“
Innerhalb des Prozesses werden diverse Kreativmethoden eingesetzt. Neben der Visualisierung spielen die Customer Journey und die Anfertigung von Personas eine große Rolle.
Die Herausforderung im Projektalltag
Der hohe Wert des Design Thinking wird frei, wenn wir uns vom graduellen Verlauf anderer Vorgehensweisen lösen. Meilensteine sind kein förderndes Instrument zur Forcierung von Projektergebnissen.
Design Thinking ist Verständnis, Austausch und Iteration. Dies erfolgt in steter Wiederholung bis ein ausreichendes Verständnis und eine hinreichende Lösung erreicht wurde. Da Design Thinking Teams aus multidisziplinären Teams, in enger Zusammenarbeit mit Endanwendern durchgeführt wird, spielen soziale Fähigkeiten wie Empathie, Konfliktfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit wesentliche Rolle.
Lässt sich ein Besteller vollkommen auf die Methode ein, wird schnell ersichtlich, dass die fehlende Begrenzung durch Meilensteine und Abgabetermine keinen Nachteil mit sich bringt. Ständiges Feedback und Tests, eine visuelle Aufbereitung des Geleisteten und eine starke Interaktion mit den Nutzern bieten diverse Möglichkeiten, eine Lösung vor dem innerlichen „Fertigstellungstermin“ als ausreichend zu betrachten und abzunehmen. Falls der Lösungsweg in eine falsche Richtung gehen sollte, bietet dieselbe Vorgehensweise die Möglichkeit, früh zu reagieren.
Differenzierung
Auf den ersten Blick scheint sich Design Thinking nicht wesentlich von anderen (agilen) Herangehensweisen zu unterscheiden. Folgende Aufstellung gibt die Unterschiede zu klassischen Vorgehensweisen und (exemplarisch) Scrum wieder.
Hierzu sei vermerkt, dass sich alle Vorgehensweisen weiterentwickeln oder eine entsprechende Weiterentwicklung bereits hinter sich gebracht haben. Die Aufstellung dient lediglich dem grundsätzlichen Verständnis.
Die klassische Vorgehensweise:
Ausgangspunkt, Ziel und Parameter sind eindeutig benannt. Der „Wurf“ stellt die Abarbeitung nach klassischen Vorgehensmodellen dar.
SCRUM Framework:
Das Scrum Framework gibt eine inkrementelle, iterative Bearbeitung vor. Jeder Bearbeitungsabschnitt (Sprint) bietet die Möglichkeit zur Orientierung, gemeinsam mit dem Vertreter der Auftraggeber („Product Owner“). Im Idealfall wird zum Abschluss jedes Sprints ein fertiges Teilergebnis („Increment“) abgeliefert. Der „Wurf“ setzt regelmäßig ab, um nach der Orientierung weiter Richtung Ziel zu gelangen.
Design Thinking:
Mittels Prototyping wird in Design Thinking Stück für Stück versucht, die Lösung eines Problems oder die Realisierung einer Vision umzusetzen. Die Prototypen werden mit der Zielgruppe regelmäßig getestet. Die regelmäßige Rückmeldung ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Fehlern und damit die Schärfung des Verständnisses im DT-Team. Gleichzeitig erlaubt die enge Zusammenarbeit mit der Zielgruppe stetige Richtungshinweise zur Weiterentwicklung des Prototyps bis hin zum gewünschten Reifegrad.
Der „Wurf“ wird gemeinsam mit den Nutzern zum Ziel getragen.
Das ist die ganze “Magie”. Prinzipiell einfach, in der Anwendung beweist sich gerne das Gegenteil. Die richtige “gedankliche” Herangehensweise an Design Thinking gibt den Ausschlag: Eigenmotivation, Servant Leadership, “loslassen”, Feedback und Offenheit für Neues. Dann klappt es mit der Durchführung mittels Design Thinking.
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